Der Leibniz-Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“ erforscht den Wert der Vergangenheit für Gesellschaften in Geschichte und Gegenwart.

Der Forschungsverbund zielt darauf, kulturelle und materielle Inwertsetzungspraxen von Vergangenheiten in ihrer Komplexität und in ihren historischen Kontexten zu analysieren. Erforscht werden frühere und gegenwärtige Praktiken des Bewertens, Umwertens, Aufwertens, Entwertens und Verwertens von Vergangenheit und die ihnen zugrundeliegenden Sinnwelten und Geltungshorizonte. Mit der Analyse von Wertehorizonten, Wertbildungsprozessen und Wertekonkurrenzen im Umgang mit Geschichte tragen wir zu einem vertieften und wissenschaftlich reflektierten Verständnis der Ressource Vergangenheit bei.

Der "Wert der Vergangenheit" wird von uns in unterschiedlichen Wissensbereichen, Wissenschafts- und Anwendungsfeldern erforscht. In inter- und transdisziplinären Zugriffen fragt der Verbund etwa danach, welche Bedeutung historischem Wissen für Prozesse der Globalisierung, die Friedens- und Konfliktforschung, für die Stadt- und Regionalplanung, für Prozesse des Strukturwandels und für die Beschreibung und Analyse des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts zukommt. Der Verbund untersucht damit die Relevanz von Geschichte für das Selbstverständnis von Gesellschaften und für die Begründung von politischem Handeln.

Dem Verbund liegt die Annahme zugrunde, dass Aushandlungsprozesse über den Wert der Vergangenheit insbesondere in Zeiten politischer Umbrüche und Krisen eine herausragende Rolle spielen. Multiperspektivische und reflexive Kenntnisse über geschichts- und erinnerungspolitisch motivierte Auseinandersetzungen können deshalb zur Überwindung von nationalstaatlichen, religiösen und ethnischen Konflikten beitragen und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen.

Der Wert der Vergangenheit wird vergleichend in deutschen, europäischen und globalen Dimensionen untersucht. Dabei legt der Verbund neben dem deutschsprachigen Raum besondere Schwerpunkte auf Ost- und Ostmitteleuropa sowie auf den Nahen Osten, Süd- und Südostasien. Kooperationspartner bringen vergleichende Expertise zu Afrika, Nord- und Südamerika sowie Japan ein. Zeitlich liegen die Schwerpunkte der Forschungen im 19. und 20. Jahrhundert. Studien zu Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit vertiefen das Verständnis der gesellschaftlichen Ressource Vergangenheit. 

Umgesetzt werden unsere Forschungen in drei thematisch übergreifenden Research Hubs, die sich dem Wandel von Evidenzregimen, raumzeitlichen Ordnungsmustern sowie der Vergangenheit als öffentlicher Ressource widmen.